Freitag, 2. April 2010

The Ghost Writer

Was macht man im Urlaub nachdem man dem Schneegestöber entkommen ist und sich nun vorm Abendessen noch etwas ausruhen möchte? Bei uns sind die Topreiter ein nettes Buch lesen oder ins Wellness gehen. Ersteres habe ich ausgiebig schon heute Morgen gemacht, letzteres fällt momentan aus. Also kann ich genauso gut jetzt meine Rezension zu dem Film schreiben, den ich mir letztens im Kino angesehen habe.

Mal ganz nebenbei und gleich vorweg: ich bin ein riesen Fan von Ewan McGregor. Irgendwann will ich mal all seine Filme gesehen haben! Ich arbeite fleißig dran. Meiner Meinung nach ist er einfach ein hervorragender Schauspieler, der, ganz ohne dick aufzutragen, doch in jedem Film zu überzeugen weiß. Im Moment laufen 3 Filme mit ihm, wovon ich einen leider nicht mehr sehen kann – das Kino ist einfach zu weit weg. Die anderen beiden – The Men Who Stare At Goats und The Ghost Writer – habe ich zum Glück schon gesehen und beide für sehr gut befunden.


Hier soll es nun um Letzteren gehen. In diesem Film spielt mein Lieblingsschauspieler einen namenlosen Ghostwriter – also jemand, der im Namen anderer, berühmter Personen Biographien verfasst. Als sein Agent ihm den Job vermittelt, die Memoiren vom britischen Ex-Premier Adam Lang (hervorragend: Pierce Brosnan) fertigzustellen, sieht es zunächst nach dem Geschäft seines Lebens aus. Doch von Anfang an steht das Unterfangen unter keinem guten Stern – immerhin wurde sein Vorgänger tot am Strand der ostamerikanischen Insel, auf die der Ex-Premier sich zurückgezogen hat, vorgefunden. Mord oder Suizid? Eigentlich stellt sich diese Frage nicht. Nachdem dem Ghostwriter auch noch ein Skript, das ihm im Büro, in welchem ihm der Job übergeben wurde, anvertraut wurde, bei einem eher brutalen Überfall gestohlen wird, ist seine Motivation diese Job anzutreten endgültig in den Keller gesunken. Dennoch tritt er die lange Reise zum Rückzugsort des Ex-Premiers an – gerade, als dieser plötzlich unter strengem Verdacht steht, zuzulassen, Terroristen gefangen zunehmen und dem CIA zu übergeben, welches diese foltert. Zunächst will er nicht viel auf diese Anschuldigungen geben und einfach nur seinen Auftrag zu Ende bringen – und der scheint immer anspruchsvoller, scheint der Vorgänger vor allem Belanglosigkeiten geschrieben zu haben.
Doch die Anklagen gegen Lang werden immer härter, zwingen diesen zur Reaktion. Und so langsam aber sicher interessiert sich sein Ghostwriter doch immer mehr für die Wahrheit hinter all den seltsamen Geschehnissen und gerät selbst in Gefahr.


Wer hier Action pur, special effects, Blut und rasante Kameraführung erwartet, wird enttäuscht und vielleicht sogar gelangweilt aus dem Kino gehen. Polanski setzt bei seinem aktuellsten Wert auf eher traditionelle Weisen, Geschichten zu erzählen, den Zuschauer in den Plot zu verwickeln. Und dies erfordert, dass man sich einfach auf diesen einlässt, sich dem Film offen gegenübersetzt und nicht davor zurückschreckt, die grauen Zellen während des Zusehens eingeschaltet zu lassen. Also nichts für Freunde der schnellen einfachen Unterhaltung.
Und dennoch ist die Geschichte nicht zu verworren und kompliziert, als dass man ich, wenn man etwas müde ist, nicht mehr folgen könnte.
Erlebt wird das Geschehen ganz durch die Augen des britischen Ghostwriters, über dessen Person man allerdings nicht sehr viel erfährt. Doch diese steht hier auch nicht im Mittelpunkt. So stimmt sein Beruf mit seiner Funktion im Film überein – er bleibt durchweg namenlos, beleuchtet aber langsam und sicher die Figur, über die er zu berichten hat. Dass dies auf eine eher unfreiwillige Weise geschieht, gibt dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz – ahnungslos und doch recht naiv geht er an die ganze komplexe Sache heran, wird überrumpelt von Fakten und Pseudo-Fakten und versucht, die Wahrheit zu finden. Dabei ist der Zuschauer genauso naiv und ahnungslos wie der Protagonist – und genauso neugierig.
Dabei steigert sich die Spannung stetig bis zum überraschenden und schockierenden Ende des Filmes und lässt einen dann doch für einen Moment sprachlos sitzen. Polanski versteht es hier wie kein Zweiter, sein Publikum in die Erzählung zu verwickeln und ihn dabei gehörig an der Nase herumzuführen. Zwar stellt man immer wieder Hypothesen auf, doch diese werden längst nicht immer – wenn überhaupt – bestätigt.


Mir hat der Film sehr gut gefallen. Er strahlt eine ganz bestimmte Stimmung aus, die durch die Großaufnahmen der Insellandschaft – aber auch der Figuren – verstärkt wird. Es bedarf keiner Hektik, keinem Feuerinferno oder dergleichen, um einen spannenden, ja packenden Polit-Thriller zu schaffen. Und Polanski hat seinen silbernen Bären mehr als verdient.
Ich werde mir den Film wahrscheinlich am Montag nochmal ansehen – und darauf freue ich mich jetzt schon.

2 Kommentare:

  1. dankeschön, nett von dir :) dann werde ich das jetzt auch mal tun :)

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  2. Ich hätte den auch gern gesehen, aber der Herr war dafür leider nicht zu begeistern.

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